Neuropsychologie

Durch eine neurologische Erkrankung können auch Wahrnehmungs- und Denkprozesse oder die visuelle Wahrnehmung verändert sein.

Aufmerksamkeits-, Gedächtnis- und Orientierungsprobleme erschweren diesen Patient:innen in ihrem Alltag zurecht zu kommen.

Ziel der Neuropsychologie ist die Diagnostik und Therapie für Menschen mit Beeinträchtigungen im Bereich der Planung und Durchführung von Bewegung und Handlungen, der Aufmerksamkeit und der Erinnerung, sowie der räumlichen Bildverarbeitung im Gehirn.

Die Grundlage für eine gezielte neuropsychologische Behandlung ist eine genaue, oft computergestützte Diagnostik. Darauf aufbauend wird für die betroffenen Patient:innen ein Therapie- und Trainingsprogramm individuell zugeschnitten, mit dem die Defizite kompensiert und Ressourcen gestärkt werden können. Auf der Basis aktueller Untersuchungsergebnisse und eigener wissenschaftlicher Forschungsaktivitäten werden auch in der Neuropsychologie neue Therapieansätze für Ihre Rehabilitation ergänzt.

Einen besonderen Schwerpunkt bildet dabei die Visuo-mentale Therapie (VMT) und unser computergestütztes visuelles Training für Patient:innen mit typischen visuellen Störungen wie sie nach einer Schädigung des Gehirns auftreten können.

Visuomentales Training (VMT)

Aus Studien ist hervorgegangen, dass bei der reinen Beobachtung von Bewegung (Videotherapie) und bei der mentalen Vorstellung von Bewegung (Mentales Training) gleiche Hirnareale aktiviert und stimuliert werden wie bei der tatsächlichen Durchführung. In unserem Konzept der Visuo-mentalen Therapie konnten wir die wirksamen Therapieformen der Bewegungsbeobachtung, der Bewegungsvorstellung und des wiederholten aktiven Übens von Bewegungen miteinander verbinden, um durch das Zusammenwirken noch bessere Fortschritte für die Rehabilitation der Armfunktion unserer Patient:innen zu erreichen.

In einem Video sehen Patient:innen Armbewegungen aus verschiedenen Perspektiven, die sie konzentriert beobachten (Videotherapie). Im Anschluss werden die Patient:innen angeleitet, sich die gezeigte Bewegung zunächst gedanklich vorzustellen (Mentales Training), bevor sie danach die Bewegung selbst aktiv üben (physische Trainingseinheit). Es werden gezielt alltagsrelevante Armbewegungen wie das Greifen nach einem Wasserglas oder das Eingießen aus einer Flasche in ein Glas erarbeitet.

Als ergänzende Therapie wurde die Visuo-mentale Therapie durch unsere wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen der Neuropsychologie und der Ergotherapie speziell für die Bedürfnisse von Patient:innen mit mittel- bis hochgradiger Armlähmung entwickelt. Nach aktuellem Stand ist die Aatalklinik Wünnenberg die einzige neurologische Rehabilitationsklinik, die dieses Behandlungsverfahren anbietet.

Visuelles Training

Durch Schädigungen in bestimmten Bereichen des Gehirns (z.B. Schlaganfall) können verschiedene Seh- und visuelle Wahrnehmungsstörungen verursacht werden. Den betroffenen Patient:innen fällt es beispielsweise schwer, die Augen in bestimmte Bereiche des Sehfeldes zu bewegen, oder die Sehimpulse zu verarbeiten, die aus diesem Bereich des Gesichtsfelds kommen. In Folge übersehen betroffene Patient:innen Gegenstände in diesem Bereich. Es kommt vor, dass Betroffene beim Gehen an einer Raumseite anecken, dass sie beispielweise nur eine Hälfte der Mahlzeit auf einem Teller essen oder nur eine Gesichtshälfte rasieren oder schminken. Es wird deutlich, wie schwerwiegend sich solch ein Störung auf den Alltag auswirken muss

Das Visuelle Training dient zur Verbesserung der visuellen Orientierung, der Wahrnehmung und der Aufmerksamkeit auf das eingeschränkte Gesichtsfeld, den eigenen Körper und den umgebenden Raum.

Das visuelle Training findet in Einzel- und Kleingruppensitzungen z.B. auf einer großflächigen Leinwand statt.  Dabei werden Augenbewegungen gezielt in die betroffene Seite trainiert und dadurch das Suchfeld vergrößert, so dass die Betroffenen Gesichtsfeldeinschränkungen im Alltag besser auszugleichen lernen. Durch ein sogenanntes Explorations- und Sakkaden Training werden die Suchbewegungen in den betroffenen Gesichtsfeldbereich durch gezielte Augenbewegungen verbessert. Dies führt zu einer Vergrößerung des Suchfeldes des/der Betroffenen, sodass die Patient:innen die bestehenden Gesichtsfeldeinschränkungen in ihrem Alltag besser auszugleichen lernen.