Unsere Therapielabore
Das Ganglabor
Gangrehabilitation neu gedacht!
Wieder gehen zu können ist häufig das größte Anliegen unserer Patient:innen. Denn ist die Gehfähigkeit eingeschränkt, hat dies Einfluss auf die wesentlichen Lebensbereiche, wie die Selbstversorgung, den Beruf und die Freizeit. Unser gerätegestütztes Ganglabor ermöglicht es, die Komponenten des Ganges über alle Schweregrade der Gehbehinderung hinweg, zu beüben und stellt eine innovative Ergänzung zu den herkömmlichen Therapien dar.
Das Ganglabor der Aatalklinik Wünnenberg wurde durch den ärztlichen Direktor Dr. med. Rüdiger Buschfort und seinen wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen der Aatalklinik entwickelt und stellt seit Anfang 2016 einen wichtigen Bestandteil der Gangrehabilitation in der Aatalklinik dar. Dabei gilt die stetige Orientierung an der S2E-Leitlinie „ReMoS“ (Reha der Mobilität nach Schlaganfall, 2015), deren Empfehlungen integraler Bestandteil der Konzeption des Ganglabors sind.
Unser Ganglabor bietet Ihnen vier Übungsstationen, die sich an den wichtigsten Komponenten des alltagstauglichen Gehens orientieren – Gehfähigkeit, Balance, Ausdauer, und Gehgeschwindigkeit. So können die nicht mehr oder nur noch eingeschränkt funktionierenden Komponenten des Gehens gezielt trainiert werden. Die Zuordnung erfolgt anhand gezielter Assessments, um Ihre Gangrehabilitation auf Ihr Reha-Ziel auszurichten.
Im Ganglabor gibt es einen computergestützten Balancetrainer mit Biofeedbackfunktion. Biofeedback ist eine Methode, die es ermöglicht, unbewusste Körperfunktion bewusst zu machen und mit zunehmender Kompetenz auch Kontrolle darüber zu gewinnen. Dort können Sie Stand und Gewichtsverlagerungen üben, um die Körperwahrnehmung für das Gehen vorzubereiten.
Ein weiteres Element ist die Lyra, ein sogenannter endeffektorbasierter Gangtrainer, der für initial nicht gehfähige Patient:innen entwickelt wurde. Dieses Gerät aus der Robotik kann Sie teilweise oder vollständig von ihrem Körpergewicht entlasten. Sie können darin ein annähernd natürliches Gehen passiv oder assistiv simulieren. Das bedeutet: Die Fußplatten der Lyra erzeugen symmetrische Stand- und Schwungphasen (Schrittbewegungen) mit einer hohen Wiederholungszahl, was Ihnen die Erfahrung und das Einüben eines physiologischen Gangmusters erlaubt.
Im sogenannten Easy Walk-System bietet sich die Möglichkeit, Gleichgewicht und Gang in einem sicheren Setting zu trainieren. Gesichert durch Gurtsysteme, ähnlich wie Fallschirmgurte, in Liftersystemen in einem ovalförmigen Schienenparcour ermöglicht dieses System bis zu drei Patient:innen das Gangtraining in Alltagssituationen. Zur Steigerung der Ausdauer und Gehgeschwindigkeit rundet das Laufbandtraining die Konzeption des Ganglabors ab.
Armlabor
Die erfolgreiche Behandlung eines stark gelähmten Armes nach Schlaganfall erfordert viel Zeit, Geduld und eine intensive Therapie. Aktuelle Forschungen belegen, dass durch aktives, zielgerichtetes Üben alltagsrelevante Arm- und Handfunktionen, wie das Greifen und Heranholen eines Gegenstandes, neu gelernt werden können.
Unser Armlabor (2009) war die erste Konzeption dieser Art im deutschsprachigen Raum, für die ihre Wirksamkeit und Praktikabilität im stationäre Rehabilitationssetting nachgewiesen werden konnte. Die sechs geräte- und computergestützten Trainingsstationen unseres Armlabors erlauben nahezu unbegrenzte Möglichkeiten des Trainings der verschiedenen Funktionen der oberen Extremität.
Der Konzeption des Armlabors liegen modernsten wissenschaftlichen Erkenntnissen zum motorischen Lernen zugrunde.
Armlabor Pro
Zum klassischen Armlabor, das eher Training für Menschen mit hoch- und mittelgradiger Armlähmung bereithält, entwickelten wir im Jahr 2022 das „Armlabor Pro“ als eine Erweiterung für Menschen mit mittelgradiger oder leichter Armparese. Auf Basis der geltenden Leitlinienempfehlungen zielt das Training im „Armlabor Pro“ speziell auf die Verbesserung der Bewegungsgenauigkeit und der Kraftdosierung der Arme. Damit steigern Patient:innen die Qualität ihrer Arm-/Hand-Bewegungen, um die wiedergewonnenen Funktionen auch für den Einsatz in Alltagshandlungen vorzubereiten.
Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen die Wirksamkeit des Armlabors und medizinische Leitlinien empfehlen die Grundprinzipien dieses Trainings:
- distaler (von der Hand ausgehender) Ansatz
- bilateraler (beide Körperseiten einbeziehender) Ansatz
- aktiver Trainingsansatz, auch bei zunächst noch geringen Bewegungsressourcen
- Trainings zunächst isolierter (eingliedriger) Bewegungsfunktionen, welche zunehmend kombiniert werden
- häufige Wiederholung des Gelernten
- aufgabenorientiertes Training
- Verstärkung des Lernens durch positives Feedback
- Verstärkung des Erlernten, indem Sie Arm- und Handbewegungen beobachten und sich vorstellen (Ansatz des mentalen Trainings)
Unter den folgenden Links/Quellen finden Sie weitere Informationen zu den fachlichen Hintergründen des Armlabors:
https://reha-stim.com/wp-content/uploads/2021/10/Gruppentherapie-Armstudio.pdf
Buschfort, R., Hess, A., & Hesse, S. (2009). Armlabor für den schwer betroffenen Arm nach Schlaganfall. Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie, 42(6).
Heß, A. (2011). „Die Welt neu begreifen “–Das Armlabor als sinnvolle Ergänzung zur Optimierung der Armrehabilitation. Update Schlaganfall: aktuelle Entwicklungen für die Ergotherapie in der Neurologie, 16, 93.